Hitzewallungen,
Schweißausbrüche, vielleicht auch noch Herzklopfen, und in gewissen Umfang
Kopfschmerzen sind direkte Folgen der hormonellen Veränderungen im Wechsel und
nicht seelische Symptome. In psychologischer Hinsicht geht es im Wechsel und
nachher um die Bewältigung neuer Aufgaben, um einen Reifungsschritt.
Wie bei so
vielen Reifungsschritten wird auch im Wechsel den körperlichen Vorgängen das
Hauptaugenmerk gewidmet. Es ist der Körper, der sich im Sinne des Älterwerdens zu verändern beginnt.
Es kommt zu Rückbildungserscheinungen unter anderem der Haut, des Binde- und
Fettgewebes, der äußeren und inneren Geschlechtsorgane. Die körperliche
Aktivität und Energie lassen ebenfalls nach.
Die
körperlichen Rückbildungserscheinungen bringen
seelische Probleme mit sich.
Schönheit und Jugend, sexuelle Attraktivität, Leistungs- und
Konkurrenzfähigkeit werden in unserer Kultur hoch bewertet. Alter und Erfahrung
gelten leider weniger. Das führt zu einer Beunruhigung des Selbstwertgefühls
(Narzissmus).
Das
veränderte Körperbild bringt manchmal auch eine größere Abhängigkeit vom
Mann mit sich, da der Wechsel des Mannes später und weniger auffällig
verläuft. Normalerweise bestehen sexuelles Verlangen und Erlebnisfähigkeit
weiter fort, manche meinen jedoch, zu alt geworden zu sein um weiterhin sexuelle
Beziehungen haben zu "dürfen". Manche Frauen, deren Wertegefühl
hauptsächlich in der Mütterlichkeit verankert ist, können durch das Ende der
Fortpflanzungsfähigkeit auch in ihrem sexuellen Verhalten erschüttert werden.
Manche Frauen benützen den Wechsel auch als willkommene Ausrede, dem Verkehr
aus dem Wege zu gehen.
Nach Huffmann (1979) "brennt das sexuelle Feuer mit fortschreitendem Alter
weniger hell, aber es verglüht nicht!" Motto: "Andante con variazioni!"
Bei den
meisten Frauen, aber natürlich auch Männern ist das schließliche Erlöschen
des Feuers ganz allgemein die Folge von chronischen Erkrankungen,
Altersschwäche, Impotenz oder Tod des Partners.
Weiters
kommt es normalerweise zu Veränderungen der sozialen
Situation. Die Kinder sind meist groß und verlassen das Haus. Man spricht auch vom
"Syndrom des leeren Nestes". Verwandte und Freunde sterben, vielleicht
sogar der Partner. Es kommt zu dem so entscheidenden Zurücktreten im und
letztendlich zum Ausscheiden aus dem Berufsleben. Die Pension bringt zwar
Sicherheit, verführt aber leider allzu oft zur Aufgabe von Initiative und
Aktivität. Dieser Verlust von Aufgaben und Betätigung in der Familie und
Gesellschaft ist sogar für manche Frauen folgenschwerer als die körperlichen
Veränderungen im und nach dem Wechsel.
Die
beschriebenen Veränderungen der Wechseljahre führen also zu einer
schrittweisen Abnahme von körperlicher Energie, sozialen Bezügen, Aufgaben und
Erwartungen für die Zukunft, wobei es sich dabei zum Teil um wirkliche, oft
aber um eingebildete Beeinträchtigungen handelt.
Das klassische psychisch klinische Bild findet seinen Höhepunkt in einer
Kombination von Angst, Depression, Nervosität und Gereiztheit, wobei die
meisten psychischen Störungen nicht mit dem tatsächlichen Grad der
körperlichen und sozialen Beeinträchtigung in Beziehung stehen. Sie treten
meist schon beim Gedanken einer vielleicht drohenden zukünftigen
Beeinträchtigung auf (Angst vor dem Altwerden zieht sich ja durch das ganze
Leben).
All die erwähnten Dinge erfordern von jeder betroffenen Frau die Fähigkeit genug
Energie zu mobilisieren, um mit den sich einstellenden psychischen Symptomen
fertig zu werden.
Was eine Frau im Klimakterium am meisten braucht, ist jemand zu dem sie ein vertrauensvolles Verhältnis entwickeln kann. Vorzugsweise sollte es der
Lebenspartner sein und der Frauenarzt,
der ihr erklären kann, was der Wechsel überhaupt ist, was er verursachen oder nicht verursachen kann.
Sie
braucht jemanden, der ihr die Möglichkeit gibt, Fragen zu stellen und der durch die Beantwortung dieser Fragen ihre Befürchtungen und Ängste zerstreuen kann.
Der ideale Zeitpunkt sollte lange vor Eintreten des Klimakteriums sein. In der
Praxis erlebt man allerdings immer wieder, dass manche Frauen bereits beim Erwähnen des vielleicht in 5-10 Jahren bevorstehenden Wechsels gänzlich
abblocken und noch nichts davon wissen wollen; wieder Ausdruck einer geheimen Angst vor dem Altwerden.
Jede Frau muss wissen, |
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dass
die Menopause ein Zeitpunkt
im Lebenszyklus jeder gesunden Frau ist,
die 50 Jahre |
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und älter wird. |
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dass sie sehr, sehr selten schon ab einem Alter von 35 Jahren eintritt. |
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dass manche Frauen bis zum 55. gar 60. Lebensjahr monatlich die Blutung
bekommen können.
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dass die Menopause erst ein Jahr nach der letzten Monatsblutung feststeht.
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dass eine sexuell aktive Frau Verhütungsmittel benutzen muss,
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bis die Postmenopause erreicht ist.
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Jede gesunde Frau muss wissen,
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dass die Menopause nicht
zwingendermaßen der Beginn von Fettleibigkeit, runzeliger Haut,
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schlaffem Brustgewebe, Vermännlichung oder Schlaflosigkeit ist.
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Sportliche und körperliche Aktivität, Mitwirkung in Klubs und Vereinen, Schaffung neuer
gesellschaftlicher Aufgaben, Bewältigung der Sinnfrage (Viktor E. Frankl) um
nur einige zu nennen, sind ideale Möglichkeiten viele der beschriebenen
psychischen Störungen erst gar nicht entstehen zu lassen. Man soll einmal
Bilanz ziehen, was man im Leben erreicht und nicht erreicht hat, was man gegeben
hat und was man schuldig geblieben ist. Es geht jetzt um die Verwirklichung all
der Möglichkeiten, die man bisher, auch aufgrund der familiären Bindung, nicht
entwickeln konnte (Reisen).
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In der Zeit nach dem Wechsel liegt die Chance zu einem psychischen
Reifungsschritt, |
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als Konsequenz der biologischen Gegebenheit, dass das Ende der Fortpflanzungsfähigkeit und der Tod im Gegensatz zu den meisten Tieren zeitlich weit auseinander klaffen.
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