Nichtinvasive
Methoden der Pränataldiagnostik
Die Ultraschalluntersuchung des Ungeborenen dient in erster Linie dazu
Fehlentwicklungen früh zu erkennen, um eine optimale Behandlung der Schwangeren und ihres ungeborenen Kindes zu ermöglichen, aber auch um Befürchtungen
und Sorgen der Schwangeren zu objektivieren.
Nackenfaltenmessung: damit kann mittels Ultraschall eine individuelle Risikoberechnung auf
Herzfehlbildungen und genetische Veränderungen (Hinweis auf
Down-Syndrom = Trisomie 21 = Mongolismus) durchgeführt werden. Bei zu dicker
Nackenfalte (>=3mm) kann, nach entsprechender Beratung der Eltern, eine weitere Diagnostik veranlasst werden.
Combined Test: Im Rahmen dieser Untersuchung werden 3 Hormone (HCH, AFP,
PAPP-A) aus
dem mütterlichen Blut bestimmt und zur Wahrscheinlichkeitsmessung als Down-Syndrom
Screening (das Suchen von Ungeborenen mit Fehlbildungen) verwendet.
Mit diesen komplexen nicht invasiven Methoden (Messung der Scheitelsteißlänge und der Nackentransparenz des Ungeborenen
durch Ultraschall; Bestimmung von mütterlichen Blutwerten durch den Combined Test) können ca. 90% aller Down-Syndrom Schwangerschaften
entdeckt werden. Man erzielt eine hohe diagnostische Sicherheit ohne Gefährdung des
ungeborenen Feten durch invasive Eingriffe (Fehlgeburtsrisiko).
Eine im November 2005 im New England Journal of Medicine veröffentlichte
Studie ("FASTER" Trial) an insgesamt 38.167 schwangeren Frauen zeigte, dass durch die
Ultraschalluntersuchung der Nackendicke und zwei Bluttests (auf
PAPP-A-Protein und fßhCG, ein Fragment des human chorionic-gonadotropin-Hormons) im
ersten Schwangerschaftsdrittel 82 bis 87% aller Down-Syndrom-Fälle (von
insgesamt 117) entdeckt
werden konnten.
Untersuchungszeitpunkt |
Entdeckte Down-Syndrome |
11. Schwangerschaftswoche |
87% |
12. Schwangerschaftswoche |
85% |
13. Schwangerschaftswoche |
82% |
Daneben stehen noch Röntgenuntersuchungen und
eventuell magnetresonanz-tomographische Methoden zur Verfügung.
Invasive
Methoden der Pränataldiagnostik
Amniozentese:
Dabei wird unter Ultraschallsicht eine Hohlnadel in die Fruchthöhle eingeführt und bis zu 20 ml Fruchtwasser entnommen. Die im Fruchtwasser schwimmenden kindlichen Zellen werden im Fachlabor isoliert, zur Vermehrung gebracht
und auf Chromsomenstörungen untersucht. Gleichzeitig kann eine Erhöhung eines bestimmten Fruchtwasserwertes (AFP) ein Hinweis auf
Spaltbildungen („Spina bifida“) oder Stoffwechselerkrankungen sein. Untersucht wird in der 15.
Schwangerschafts-Woche (SSW); das
Ergebnis liegt oft erst in 3 Wochen vor.
Chorionzotten-/Plazentabiopsie: Bei dieser
Untersuchung wird mit einem dünnen Katheter über die Scheide, meist aber über dem
Bauch eine dünne Hohlnadel (Kanüle) bis zum Chorion (= ein Teil des späteren
Mutterkuchens [Plazenta]) geführt und einige Chorionzotten abgesaugt. Die Kanüle
bleibt dabei außerhalb der Fruchthöhle. Im Fachlabor wird, wie bei der Amniozentese, die Erbsubstanz (Chromosomensatz) des Kindes untersucht.
Diese Untersuchung wird etwa in der 11. SSW durchgeführt. Das Ergebnis liegt
innerhalb von 24 Stunden vor (Kurzzeitkultur). In knapp 1% löst dieser Eingriff, genauso wie die Fruchtwasserpunktion, eine Fehlgeburt aus.
Der Vollständigkeit halber seien noch erwähnt:
Chordozentese: Punktion der kindlichen Nabelschnur ab der 18. SSW, z.B. bei Blutzuckererkrankung der
Schwangeren oder bei
Rhesusunverträglichkeit.
Organbiopsien: Entnahme von Gewebsproben z.B. aus Haut, Leber, Muskel
Embryo- und Fetoskopie: Durch die Bauchdecke
wird ein teleskopisches
Instrument in die Gebärmutter eingeführt, mit dem das Baby, die Nabelschnur und der Mutterkuchen direkt betrachtet werden können. Seit 1973
wird diese Methode zur Untersuchung bestimmter Fehlbildungen, die damals mit anderen Methoden nur schwer zu diagnostizieren waren, sowie zur Entnahme von
Blut- oder Gewebeproben angewendet.
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