Kleiner Rückblick - Geschichte des Kaiserschnitts
Nach dem dramatischen Anstieg der Kaiserschnittrate der letzten Jahre (15,6% im Jahr 1991) kommt mittlerweile
mehr als ein Viertel aller Kinder (Österreich: 28.9%), in Tirol sogar
beinahe ein Drittel (2004 laut Angaben des Tiroler Geburtenregisters 1846
Babys, genau 25.3%; 2005 - 27.8% und 2009 sogar 31.7%) im Operationssaal zur Welt. Die WHO hält dagegen eine Rate von 10% für notwendig.
Wie lässt sich diese Entwicklung erklären?
Zunächst zur Geschichte des Kaiserschnittes:
Die allgemeine Meinung, dass Julius Caesar am 12. oder 13. Juli 100 v. Chr.
als erster Mensch mittels Kaiserschnitt auf die Welt kam und dieser Operationstechnik den Namen gab ist falsch. In der griechisch-römischem Mythologie konnten Götter nicht „inter
feces et urinam“, also zwischen Kot und Urin, in unsere Welt kommen. Göttlich und rein musste der Weg „aus der Hüfte“ der Mutter sein. So wurden also der nach seinem Tod vergöttlichte Caesar,
aber auch Buddha und viele mehr geboren.
Der erste dokumentierte Kaiserschnitt (lat.
cadere = schneiden), den Mutter und Kind überlebten, wurde von Jakob Nufer im Jahr 1500 in Siegershausen im
Kanton Thurgau in der Schweiz an seiner Frau durchgeführt. Jakob Nufer war Kaponenmacher, d.h. er kastrierte Schweine damit sie schneller fett wurden.
Nufer wusste, dass er ein Organ [die Gebärmutter], das er aufschneidet wieder zunähen musste. Dies war unüblich, da man glaubte, dass sich die
Gebärmutter nach der Geburt so sehr zusammenzieht, dass eine Naht überflüssig sei, wodurch fast alle werdenden Mütter verbluteten.
Der Kaiserschnitt im heutigen Sinn, eben mit Naht der Gebärmutterwände, wurde medizinisch wissenschaftlich erst Ende des 19. Jahrhunderts vom Heidelberger
Gynäkologen Kehrer entwickelt.
1876 publizierte ein Herr
Pfannenstiel
den berühmten Bikinischnitt.
Fast 100 Jahre vergingen ohne dass etwas
Wesentliches passierte. Der Kaiserschnitt war eine enorm riskante Operation mit unberechenbarem Risiko.
Mit der Entdeckung der Antibiotika, neuen Narkosemethoden wie der Spinalanästhesie, Hochfrequenzblutstillung und einer sanften Operationstechnik wurde das
operative Vorgehen bei der
Sectio immer risikoärmer und das Risiko berechenbar.
Heute, am Beginn des 21. Jahrhunderts, ist das Risiko für Mutter und Kind, bei einem Kaiserschnitt zu sterben, kaum größer, als bei einem
Langstreckenflug in den Urlaub.
Wer entscheidet bei der Wahl des Geburtsmodus über richtig oder falsch?
Die beste Geburt ist die natürliche Geburt ohne Dammschnitt, ohne Zange/Saugglocke und ohne
Komplikationen, was allerdings in der Realität nicht häufig vorkommt. Eine
Bilderbuchgeburt mit unbelasteter Schwangerschaft, plötzlichem Wehenbeginn,
raschem, komplikationslosen Geburtsfortschritt, kurzer Pressphase und
schlussendlich Geburt eines gesunden Kindes wird meist nur in schwachen
Geburtsvorbereitungskursen präsentiert.
Die zweitbeste Geburt ist der geplante Kaiserschnitt in der 38. bis 39. Woche. Diese zweitbeste Variante kann Ihnen der Arzt praktisch garantieren, während
die beste Variante von einigen Launen der Natur abhängt, die wir nicht
steuern können.
Die Schwangere muss sich also zwischen der natürlichen Ungewissheit und der planbaren
Gewissheit entscheiden.
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Bis vor 3 bis 4 Jahren lautete noch die Lehrmeinung: Eine Geburt ist in ihrem Ablauf von der Natur
vorgegeben und hat auch so stattzufinden. Grund zum ärztlichen Eingreifen gibt es nur bei akut auftretenden Problemen.
Noch vor wenigen Jahren überboten sich die öffentlichen Spitäler mit Angaben zu einer möglichst niedrigen Kaiserschnitt-Häufigkeit, und der
Kaiserschnitt auf Wunsch war verpönt. Dies hat sich grundlegend geändert.
Weshalb nun dieser grundlegende Wandel?
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Für das Kind ist der geplante Kaiserschnitt am sichersten. Die natürliche Geburt beherbergt Risiken für Mutter
aber |
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wesentlich mehr für das Kind. Beim Kaiserschnitt bestehen die Risiken eigentlich nur für die Mutter. |
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Die Patienten-Rechte werden viel stärker gewichtet. Nicht mehr der Arzt und die Hebamme allein wissen,
was für die |
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Schwangere gut ist. |
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Das Operations-Management beim Kaiserschnitt wurde einfacher, angenehmer und sicherer. |
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Die Spätfolgen einer traumatischen vaginalen Geburt werden mehr gewichtet. |
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