Die häufigste Inkontinenzform ist die "Stress- oder Belastungsinkontinenz",
d.h. der unfreiwillige Harnverlust beim Lachen, Husten, Heben schwerer Lasten oder gar Gehen. Ihr liegt eine organische Veränderung, nämlich eine Schwächung des
Beckenbodens und des Schließmuskelsystems zugrunde.
Neben konservativen Behandlungsmethoden wie
der Beckenbodengymnastik wurden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Operationsmethoden
angewendet. Dabei handelt es sich zum Teil um große Eingriffe, die unter Vollnarkose durchgeführt werden und mit einer
Eröffnung der Bauchhöhle einhergehen (z.B. "Kolposuspension", bei der Blasenhals und
obere Harnröhre operativ angehoben werden).
1996 wurde von Frauenärzten in Schweden (Prof. Dr. Ulmsten, Universität Uppsala) eine Operationstechnik
entwickelt, welche eine dauerhafte Abhilfe bei der Belastungsinkontinenz schafft
und seit 1998 auch in Österreich eingesetzt wird.
Bei der Operationstechnik "TVT"
(Tension free Vaginal Tape = spannungsfreies Vaginalband) ist keine
Vollnarkose nötig, kein Dauerkatheter,
und der Krankenhausaufenthalt beträgt 1-3 Tage. Dieses Vaginalband unterstützt bei plötzlicher Belastung des
Beckenbodens (Husten, Niesen, Pressen, Springen oder Heben von Lasten) die
weibliche Harnröhre so, dass kein Harn mehr abgeht.
Technik:
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Es werden in örtlicher Betäubung
zwei ca.1 cm lange Hautschnitte
oberhalb des Schambeins und ein Hautschnitt unter der Harnröhre im Bereich
des Scheideneingangs gesetzt.
Durch den kleinen Schnitt im Scheidendach wird
das Band so um die Mitte der Harnröhre [siehe Abbildung zur
Operationstechnik] gelegt, dass die beiden Enden bei
den zuvor gesetzten Schnitten oberhalb des Schambeins aus der Bauchdecke
herausragen. Man zieht nun die Enden des Bandes hoch und hebt die Harnröhre
spannungsfrei so weit an, bis beim Husten der Patientin während der
Operation kein Harn mehr verloren wird.
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Das Band wird nicht angenäht und
haftet aufgrund seiner gitterförmigen Netzstruktur (Polypropylen = Prolen®)
wie ein Klettverschluss selbst im Gewebe und wird von diesem nach kurzer
Zeit durchwachsen.
Die Operation dauert ca. 25
bis 30 Minuten. Nach der Operation kann die Patientin bereits nach wenigen Stunden spontan urinieren.
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Durch die kleinen Einschnitte, den schonenden Eingriff - ohne Entfernung
von Organen oder Gewebsteilen - sind die Schmerzen nach der Operation nur
sehr gering. Während Frauen bei Operationen mit den bisher bekannten
Techniken eine Woche im Krankenhaus bleiben mussten, genügt meist eine
Übernachtung. Nach 2 bis 3 Wochen, in Abhängigkeit von der
arbeitsbedingten Belastung, ist die Patientin wieder einsatzfähig.
Zuvor muss allerdings im Rahmen einer
normalen frauenärztlichen und urodynamischen
Untersuchung abgeklärt werden, ob diese Technik im konkreten
Fall angezeigt ist.
Harnverlust aufgrund einer zusätzlich bestehenden Dranginkontinenz kann
durch die "TVT" - Operation NICHT beseitigt werden und muss
entsprechend untersucht und behandelt werden.
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Die Erfolgsrate,
d.h. die Verhinderung des unfreiwilligen Harnverlustes, |
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liegt zwischen 80 - 96% (durchschnittlich 88%) vollständiger Heilung, 5 - 17% (durchschnittlich 9%) Besserung und 2
- 10% (durchschnittlich 6%) Erfolglosigkeit.
Diese Resultate wurden in einer Zusammenfassung von 16 Studien mit einer
Gesamtzahl von 1339 Patienten, die mindestens 12 Monate lang
(durchschnittlich 21 Monate) nach der Operation beobachtet wurden,
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Auch nach 7 Jahren (durchschnittlicher Beobachtungszeitraum: 91 Monate;
Spannweite: 78 - 100 Monate) zeigten sich noch vergleichbare
subjektive und objektive Heilungsraten von 81.3%, wie eine
finnisch-schwedische Untersuchung an 80 Frauen ergab.
Zusätzlich, um den Therapieerfolg zu unterstützen, sollte der operative
Eingriff von einer entsprechenden Beckenbodengymnastik begleitet
werden.
Kontraindikationen:
Gegen eine TVT Operation sprechen eine bestehende oder geplante
Schwangerschaft (generell noch vorhandener Kinderwunsch), ein frischer Harnwegsinfekt und die Einnahme von
blutgerinnungshemmenden Medikamenten, nicht jedoch das Alter oder ein
erhöhtes Körpergewicht.
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