Brustkrebs ist weltweit die
häufigste bösartige Tumorerkrankung in den industrialisierten Ländern und die
häufigste Krebstodesursache bei Frauen. In Europa führte er 2004 bei 129.900
Frauen zum Tod, in Österreich waren es im Jahr 2002 1593 Todesfälle, im
Jahr 2004 1530 (18.8 auf 100.00 Frauen), und im Jahr 2005 1583 Frauen. 2009 ging
die Zahl weiter zurück, auf nunmehr 1502 Frauen.
Im Jahr 2000 erkrankten nach Zahlen der WHO in den
EU-Mitgliedsstaaten 216.000 Frauen an Brustkrebs, 79.000 verstarben daran.
Brustkrebs
kann jede Frau treffen und die Erkrankungshäufigkeit steigt mit zunehmendem
Alter. Ungefähr 50% aller Patientinnen weist zum Diagnosezeitpunkt ein Alter
von 65 Jahren oder höher auf. Die
Inzidenz von Brustkrebs liegt bei Frauen unter 40 Jahren bei 1:225, bei 40-
bis 59-Jährigen bei 1:24 und bei den 60- bis 79-Jährigen bei
1:14.
In einem Alter von über 80 Jahren muss in Österreich etwa jede 10. Frau damit rechnen,
einmal in ihrem Leben an Brustkrebs zu erkranken.
Laut Angaben des Gesundheitsberichtes 2006 wurden im Jahr 2004 4832 Brustkrebsfälle, das bedeutet nach
Altersstandardisierung 72.9 Fälle auf 100.000 Frauen, diagnostiziert.
Mit 4955 erkrankten Frauen war Brustkrebs auch im Jahr 2009 die häufigste
Krebsart.
1989 waren es
vergleichsweise 4035 Brustkrebsfälle und 1987 "nur" 3564
Brustkrebsdiagnosen. Die Erhöhung der altersstandardisierten Rate der
Neuerkrankungen ist u.a. auch auf vermehrte Vorsorgeuntersuchungen
zurückzuführen ("Screening
- Effekt"). 46.6% der Brustkrebsfälle werden erkannt, wenn sie noch
lokalisiert, d.h. auf das Ursprungsorgan beschränkt, sind.
Zudem gibt es starke regionale Unterschiede. Im Vergleich zum übrigen
Österreich ist die Situation am ungünstigsten in Kärnten, Wien und Tirol, mit Neuerkrankungen von
80.9, 78.3 und 75.6 auf 100.000
Frauen.
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Nebenstehende Grafik zeigt die Entwicklung der Anzahl der diagnostizierten
Neuerkrankungen von 1983 bis 2004.
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Je früher die Diagnose gestellt wird, desto eher kann mit einer entsprechenden
Behandlung begonnen werden und desto besser sind die Chancen auf die Erhaltung
der Brust und auf eine vollständige Heilung. Zwischen 1999 und 2009 ist die
Sterblichkeit an bösartigen Neubildungen der Brustdrüse um 14.6%
zurückgegangen.
Was können Sie selbst zur Früherkennung einer möglichen Erkrankung beitragen?
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Jährliche Brusttastuntersuchungen durch Ihren Frauenarzt ab dem 20. Lebensjahr |
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Mammografie: eine
Basismammografie ab dem 35. Lebensjahr, |
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zwischen dem 40. und 50. und ab dem 70. Lebensjahr regelmäßige Kontrollen alle 2 Jahre; |
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zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr jährliche Kontrollen. |
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eventuell Brustultraschall zur Gewinnung von zusätzlichen Informationen: |
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um z.B.
Zysten
von Tumoren zu unterscheiden |
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Monatliche Selbstuntersuchung Ihrer Brust ab dem 20. Lebensjahr |
Sie sollten sofort einen Arzt aufsuchen, wenn
Sie folgende Brustveränderungen bemerken:
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Veränderungen in Form, Größe und Beweglichkeit einer Brust |
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Neu aufgetretenes derbes Gewebe oder Knotenbildungen |
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Veränderung der Haut (Einziehungen, "Orangenhaut") |
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Einziehungen im Bereich der Brustwarze |
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Rötungen der Brust oder entzündliche Veränderungen der Brustwarze |
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Rauhe, ekzemartige Oberfläche der Brustwarze |
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Einseitige blutige oder wässrige Absonderungen aus der Brustwarze |
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Vergrößerte Lymphknoten am Rand der Brust oder in den Achselhöhlen |
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Nicht jeder Knoten, der entdeckt wird, muss bösartig sein. |
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Festgestellte Veränderungen können auch völlig harmlose Ursachen haben. |
Als Risikofaktoren gelten vor allem die familiäre Belastung, d.h. das Auftreten von
Brustkrebs in Ihrer näheren Verwandtschaft (Mutter, Schwestern), ein bereits
früher aufgetretener Brustkrebs, Übergewicht (berechnen Sie Ihren Body
Mass Index), erhöhter Alkoholkonsum (siehe "Über die
mögliche Beeinflussung des Brustkrebsrisikos"), länger andauernde
Hormonersatztherapie (siehe "Hormone und Brustkrebsrisiko"),
erste Regelblutung vor dem 11. Lebensjahr (frühe Menarche), letzte Regelblutung
nach dem 52. Lebensjahr (späte Menopause), späte oder keine Schwangerschaften,
fehlende Stilltätigkeit, ein Alter über 50 Jahre und die sogenannte
proliferative
Mastopathie.
Nachfolgende Tabelle zeigt das Ausmaß der Risikoerhöhung durch verschiedene Risikofaktoren:
Risikofaktor |
Risikoerhöhung |
Menarche < 11 Jahren |
mal 1,5 |
Menopause > 55 Jahren |
mal 2,0 |
Adipositas nach der Menopause |
mal 1,6 |
1. Geburt nach dem 30. Lebensjahr |
mal 1,9 |
Alkohol mehr als 3 U/d |
mal 1,5 |
Hormonersatztherapie > 5 Jahre |
mal 1,35 |
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Das Vorhandensein von einem oder auch mehreren Risikofaktoren erhöht zwar die Möglichkeit |
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an Brustkrebs zu erkranken, dies muss jedoch keineswegs der Fall sein.
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Führen Sie die Untersuchung regelmäßig, einmal monatlich, am besten kurz nach Ihrer Regelblutung
durch, da dann das Brustgewebe relativ weich und wenig empfindlich ist. Nach dem Eintritt der
Wechseljahre wählen Sie einen beliebigen, festen Tag im Monat. Eine nasse oder
eingecremte Haut beim bzw. nach dem Baden oder Duschen erleichtert Ihnen das
Abtasten Ihrer Brust.
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Beachten Sie, dass mehr als die Hälfte (55%) aller festgestellten Tumore im äußeren oberen Quadranten der Brust zu finden sind.
Suchen Sie nicht nach auffälligen Veränderungen, lernen Sie nur Ihren Körper kennen. Sollte Ihnen
jedoch irgendetwas ungewöhnlich vorkommen, vereinbaren Sie bitte sofort einen Arzttermin.
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Literatur:
Statistik Austria, Jahrbuch der Gesundheitsstatistik 2002, 2003, 2006, 2011;
Statistisches Jahrbuch 2006, 2007; Österreichisches Krebsregister (Stand
30.11.2006).
P. Boyle and J. Ferlay. Cancer incidence and mortality in Europe, 2004.
Annals of Oncology. doi:10.1093/ annonc/ mdi098.
Hjörleifsdottir E, Whyte F. Women´s breast cancer and epidemiology:
Scotland and Iceland, contrasts and comparisons. European Journal of Cancer
Care, 1999; 8: 162-169.
Hellriegel KP. Editorial: Das Mammakarzinom bei der älteren Frau. Journal
für Menopause, 2004; 11(2), 5-6.
Leitlinien zur Prävention, Früherkennung und Behandlung des Mammakarzinoms
der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO), April 2002.
Bühling KJ, Friedmann W. Intensivkurs: Gynäkologie und Geburtshilfe; Urban
& Fischer, 1. Auflage 2004.
Luzuy F. Hormonersatztherapie und Brustkrebsrisiko: aktuelle Situation. J
Menopause, 2005; 12(1):22-4.
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