Gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Bedeutung
An der Osteoporose sterben mehr Frauen, als an allen Krebsarten der Frau, einschließlich des Brustkrebses. Niemand zweifelt an der Sinnhaftigkeit der
Krebsvorsorgeuntersuchungen. Dasselbe müsste man auch für die Früherkennung der Osteoporose, die mit einer wesentlich höherer
Sterblichkeit behaftet ist, akzeptieren.
Die Osteoporose entwickelt sich immer mehr zur
Volkskrankheit.
In der 3. Auflage (Mai 2010) ihrer Leitlinien bezeichnet die
Initiative "Arzt & Vernunft" die Osteoporose erstmals als
"KNOCHENBRUCH - KRANKHEIT".
In
Österreich leiden ungefähr 700.000
Menschen daran. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung und des dadurch anwachsenden Anteils der
über 60 Jährigen in der Bevölkerung, im Jahr 2050 werden es bereits 31,1 Prozent der
Österreicher sein, rückt der Knochenschwund zunehmend in den Mittelpunkt
wissenschaftlichen und volksgesundheitlichen Interesses.
Ganz grob gesehen hat eine von vier Frauen und einer von acht Männern über 50
Jahren in den Vereinigten Staaten Osteoporose.
In der Europäischen Union sind geschätzte 22 Millionen Frauen und 5.5
Millionen Männer davon betroffen.
Das geringere Auftreten bei Männern hängt mit dem späteren Beginn und dem langsameren Fortschreiten
zusammen. Zusätzlich fehlt bei Männern eine Periode rascher hormoneller
Veränderungen, die von einem rapiden Knochenabbau begleitet sein können.
Die Osteoporose und ihre Komplikationen verursachen extreme volkswirtschaftliche Kosten. Alle 30 Sekunden erleidet jemand in Europa einen durch Osteoporose
bedingten Knochenbruch. Jede/r dritte Österreicher(in) über 50 wird an Osteoporose erkranken.
Aufgrund der Zunahme des Anteils der Bevölkerung der
Generation 50+ bis 2025 um 22% bei Frauen und 17% bei Männern, dürfte es zu
einer dramatischen Zunahme der Zahl von osteoporosebedingten Frakturen
kommen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine 50-jährige Person eine Hüftfraktur während
ihres Lebens erleidet, liegt bei 14% für Frauen und bei 5% für Männer.
Nur einer von fünf Betroffenen wird rechtzeitig und richtig
behandelt. Innerhalb des ersten Jahres nach einem Oberschenkelhalsbruch versterben 10-20% der Frauen (bei Männern ist der Prozentsatz sogar noch höher), wobei
wenige dieser Todesfälle direkt auf die Fraktur zurückgeführt werden können.
In der EU starben 43000 Männer und Frauen nach osteoporosebedingten
Knochenbrüchen.
Ungefähr ein Drittel der Patienten bleibt zeitlebens in irgendeiner Form
behindert. Die Spanne reicht von leichter Gehbehinderung, der Notwendigkeit zur Hilfestellung bei der Bewältigung des täglichen Lebens bis zu kompletter
Pflegebedürftigkeit. |
|
Die Kosten durch Schenkelhalsbrüche betrugen 2002 in Österreich 138 Mio. Euro. Rechnet man notwendige Nachbetreuungs- und Rehabilitationsmaßnahmen dazu,
erhöhten sich die Kosten auf annähernd 444 Mio. Euro.
Der Erste Österreichische Osteoporosebericht, welcher im August 2007
vorgestellt wurde, spricht sogar von jährlichen Kosten von 498 Millionen Euro
für die Akut- und 1.2 Milliarden Euro für die Nachversorgung.
Nachstehende Tabelle zeigt das Frakturrisiko (%) im Laufe des Lebens bei einem
Alter von 50 Jahren:
|
Frauen |
Männer |
Oberschenkelhals |
17,5 |
6,0 |
Wirbelkörper |
15,6 |
5,0 |
Handgelenk |
16,0 |
2,5 |
Irgendeine
der genannten Frakturen |
39,7 |
13,1 |
Geschlechtsunterschiede sind durch späteres Einsetzen des Knochenschwundes und der geringeren Lebenserwartung der Männer bedingt.
Durch Vorsorge,
Knochendichtemessung und rechtzeitige Therapie
kann das Frakturrisiko der Hüfte um 51%, der Wirbelsäule um 55% und des Handgelenks um 48% gesenkt werden. Dies wurde in einem Arm der "FIT" Studie (Fracture Intervention Trial)
gezeigt, in dem 2027 Patienten mit Osteoporose und bereits nachgewiesenen Wirbelbrüchen 3 Jahre lang behandelt wurden. Die Reduktion des Risikos von Wirbelbrüchen
war höher bei Frauen unter 75 Jahren (51%) und niedriger bei der Altersgruppe ab 75 Jahren (38%). Im zweiten Teil der Studie, der insgesamt 4432 Frauen mit
zwar reduzierter Knochendichte, jedoch ohne Wirbelbrüche, untersuchte, führte eine 4-jährige Medikamentengabe zu einem Anstieg der Knochendichte, wobei das
Frakturrisiko am deutlichsten gesenkt werden konnte bei jenen Patienten, die bereits vor der Behandlung einen ausgeprägten Knochendichteverlust
zeigten.
Besonders wichtig ist die Verhinderung einer ersten osteoporosebedingten
Fraktur, da der Schweregrad der Symptome und das Risiko zusätzlicher Frakturen
mit bleibenden körperlichen Beeinträchtigungen mit der Anzahl der
Knochenbrüche zunimmt. |