In den
vergangenen Jahren wurde von vielen Fachleuten die Ansicht vertreten, dass
Frauen mit Eintritt in die Wechseljahre eine Hormonersatztherapie zur
Verminderung von Wechselbeschwerden einerseits und zur Vorbeugung von Herz-,
Kreislauferkrankungen und Osteoporose andererseits anzuraten sei.
Vorbeugung, ganz generell gesehen, kann
nicht nur eine gute Lebensqualität erhalten, sondern kostet letzen Endes meist
auch weniger Geld als die Behandlung von irreparablen und dann
schicksalsbestimmenden Schäden.
Die
Hormonersatztherapie ist nach wie vor die wirksamste Therapie zur Behandlung von
Wechselbeschwerden. Wichtig ist jedoch, wie bei all anderen Medikamenten auch,
dass sie nach genauer Abklärung, Indikationsstellung (individuelle
Nutzen-Risiko-Abwägung) und nur nach Ausschluss von Gegenanzeigen in möglichst
geringer Dosierung über den kürzest möglichen Zeitraum gegeben
werden.
Unbeantwortet bleibt allerdings oft
die generelle Frage, ob die Ersatztherapie nicht eine unnatürliche hormonelle
Situation schafft, die mit dem natürlichen offensichtlich sinnvollen Ausfall der
Eierstockfunktion kollidiert.
Biologisch unbestritten ist, dass das Erlöschen der
Fortpflanzungsfähigkeit um das 50. Lebensjahr absolut notwendig ist, da sonst so spät geborene
Kinder bald zu Waisen werden würden. Andererseits muss festgestellt werden, dass es unter
den Säugetieren keine andere Spezies gibt, bei der die Zeit nach der
Fortpflanzungsfähigkeit ein Drittel der gesamten Lebenszeit ausmacht. Aber auch beim
Menschen hat sich erst in den letzten beiden Jahrhunderten die mittlere Lebenserwartung
der Frau über die Altersgrenze die dem Wechsel entspricht, hinausgeschoben. 1850 lag die
durchschnittliche Lebenserwartung der Frau bei 38 Jahren und ist nach nur 150 Jahren auf
mehr als das Doppelte angestiegen. Hatten nach Angaben von Statistik Austria im Jahr 1961 weibliche Neugeborene
bei ihrer Geburt eine Lebenserwartung von "nur" 72.8 Jahren, stieg
diese 2010 bereits auf 83.2 Jahre (Die vergleichbaren Zahlen für Männer betragen übrigens
66.5 und 77.7 Jahre).
Die Steigerung des Wohlbefindens, die Linderung bzw. Beseitigung von
Wechselbeschwerden rechtfertigt den Einsatz von Hormonen, jedoch muss jede Frau individuell für sich entscheiden, ob sie das möglicherweise gesteigerte
Risiko zur Entwicklung von Brustkrebs und anderen Erkrankungen z.B. des Herz-, Kreislaufsystems wie Schlaganfälle, Herzinfarkt und Thrombosen eingehen möchte,
vor allem bei gleichzeitigem Vorliegen einer genetischen Disposition (familiärer Vorbelastung) und anderer Risikofaktoren wie z.B. Adipositas,
Rauchen, gesteigerter Alkoholkonsum - siehe hierzu: "Hormone
und Brustkrebsrisiko" und "Brustkrebsvorsorge"].
Besonderes Augenmerk ist unter Hormonersatztherapie auf regelmäßige
Kontrollen, u.a. auf die jährliche Mammografie, zu legen.
Aufgrund der neuesten Studienerkenntnisse wird der prophylaktische Einsatz von Hormonen
bei beschwerdefreien Frauen heute jedoch nicht mehr empfohlen, auch nicht zur Vorbeugung von
Osteoporose, obwohl der positive Effekt von Hormonen auf die Knochendichte
unumstritten ist. Ehemals propagierte günstige Effekte auf das Herz-, Kreislaufsystem konnten in neueren Untersuchungen nicht bestätigt werden. Es zeigte sich vielmehr ein erhöhtes Risiko [besonders innerhalb des
ersten Jahres nach Beginn der Hormonbehandlung, hier sogar um 81%] zu Herzinfarkten,
Schlaganfällen und Thrombosen.
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